1. Validiertes Lernen ist wichtiger als Meinungen und Konventionen

Traditionell gilt die Meinung des bestbezahlten Managers im Team oft mehr als die Fakten und tatsächlichen Erkenntnisse im Marketing. Eingefahrene Konventionen und Top-Management Meinungen werden im Agile Marketing ersetzt durch einen neuen Regel-Kreislauf von Implementieren, Evaluieren und Lernen. Wenn man diesem Kreislauf folgt, wird man wertvollere Erkenntnisse zur Steuerung des Marketing erhalten als beim Befolgen etablierter Standards in der Organisation.

2. Kundenfokussierte Zusammenarbeit ist wichtiger als Silos und Hierarchien

Die interne Zusammenarbeit im Unternehmen muss sich komplett auf den Kunden und dessen Bedürfnisse ausrichten und fokussieren. Die heute üblichen Machtkämpfe und Silo-Denken z.B. zwischen Marketing und Vertrieb oder sogar zwischen einzelnen Teilbereichen einer Marketing-Abteilung sind in Zeiten ultraschneller Handlungs- und Reaktionszeiten im Online-Marketing nicht mehr tragbar. Hierarchische Entscheidungsprozesse behindern schnelle und kundenorientierte Kampagnen und Marketing-Initiativen. Daher sind auch im Agile Marketing moderne Tools und Prozesse zur internen „Collaboration“ gefragt. Idealerweise wird der Kunde sogar ein Teil dieses Prozesses, da er wertvollen Input zu seinen Anforderungen und Bedürfnissen geben kann. Ein kontinuierlicher Austausch und gegenseitiges Lernen ist mehr wert als konventionell gesetzte Hierarchien.

3. Anpassungsfähige und iterative Kampagnen sind wichtiger als Big-Bang Kampagnen

Früher waren großangelegte Werbekampagnen mit einem „Big Bang“ erfolgsentscheidend. Sie waren das einzige probate Mittel, um einer Marke zum Durchbruch zu verhelfen und ggf. dadurch Thought Leadership zu erlangen.

Mit Online-Marketing, Inbound Marketing und Social Media geht dieses Zeitalter zu Ende, egal wie cool und teuer die berühmten Fernsehspots beim amerikanischen SuperBowl sind. Im Agile Marketing setzen Sie auf schnelle, permanent adaptierte und iterativ überarbeitete Maßnahmen und Marketing-Kampagnen. So erhalten Sie viel schneller Insights und Feedback zu den Potenzialen und Problemen Ihrer Maßnahmen. Und Sie optimieren viel schneller – im Inbound Marketing z.T. bereits in Echtzeit.

Big Bang Kampagnen haben lange Planungs- und Entscheidungsprozesse. Das kann gefährlich sein, wenn der Wettbewerb bereits zu Agile Marketing übergegangen ist. Dann kommt man oft mit seinen eigenen Botschaften nicht mehr durch oder findet sich auf den hinteren Rängen z.B. bei Google wieder.

Das hat viel mit Führungskultur im Marketing zu tun. Denn man sollte nicht immer nur reden, sondern auch mal den ersten Schritt machen und anfangen (dürfen). Eine Agile Marketing Kampagne wird dann Schritt für Schritt angepasst. Selbst wenn die ersten Iterationen noch wenig Erfolg haben und unter Umständen ein ganz neuer Ansatz gefunden werden muss, ist das immer noch besser, als lange an einer Big-Bang Kampagne zu planen und diese dann grandios scheitern zu sehen.

4. Der Prozess der Kunden-Erkenntnis ist wichtiger als statische Vorhersagen

Kunden verhalten sich immer weniger so wie wir das gern hätten oder wie es uns alte Marketing-Lehrbücher glauben machen wollen. Selbst moderne Konstrukte wie eine Customer Journey oder eine Buyer Persona bleiben unscharf und oftmals in der Praxis inkonsistent.

Deswegen bekennt sich modernes Agile Marketing dazu, dass die Erforschung von Kunden und Kundenbedürfnissen ein ständiger, nie aufhörender Prozess mit immer neuen Erkentnissen ist. Wer meint, er würde seine Kunden kennen, hat bereits aufgehört sie und sich zu hinterfragen.

Es braucht hohen Respekt vor der Komplexität von Menschen und ihren veränderlichen Bedürfnissen, ein konstant hohes Engagement bei der Kundenforschung und eine regelmäßige Interaktion mit den Kunden statt statischer oder statistischer Vorhersagen in Bezug auf Kundenbedürfnisse.

5. Flexible Vorgehensweise statt starre Planung

„Marketing ist wie Krieg. So wie kein Schlachtplan den ersten Feindkontakt überlebt, so überlebt auch kein Marketing-Plan den Kontakt mit den sich ständig verändernden Märkten da draußen.“ Pläne sind nicht per se schlecht und sie bleiben nötig. Wie es im Englischen so schön heißt: „Failing to plan is planning to fail“. Wer daran scheitert zu planen, der plant, dass er scheitert. Jeder echte Marketing-Plan muss Spielraum bieten, um möglichen Veränderungen agil und flexibel entgegenzuwirken.

6. Auf Veränderung zu reagieren ist wichtiger, als einem Plan zu folgen

Veränderungen können vieles von einem Plan durcheinander bringen. Daher gilt: Go with the flow! Nicht nur bei der Softwareentwicklung, sondern auch im Marketing wird es entscheidend, ständig in kleinen Schritten (Sprints) zu denken bzw. zu arbeiten.

Wenn Sie also eine Marketing-Maßnahme planen oder eine Marktstrategie erstellen, dann gehen sie in vielen kleinen Schritten vor. Machen Sie nach jedem Teilschritt halt und überprüfen Sie das bisherige Ergebnis, statt direkt zum nächsten Schritt überzugehen. Nur so erkennen Sie Veränderungsbedarf und ungenutzte Potenziale rechtzeitig.

7. Viele kleine Experimente versus weniger großer Wetten

Kleine und flexible Kampagnen müssen nicht immer funktionieren. Man kann aber daraus lernen und schnell Neues umsetzen. Das zeigt auch das Titelbild dieses Blogposts, das von den Schöpfern des Agile Marketing Manifesto verfasst worden ist. Ein linearer und konventioneller Entwicklungsprozess ist die große Wette auf ein gutes Endprodukt bzw. eine hervorragende Marketing-Kampagne am Ende aller Schritte. Agile Marketing hingegen entspricht vielen kleinen Experimenten mit vielen Lernkurven und Erkenntnisschritten. Das allein bedeutet für viele Marketing-Abteilungen den Abschied von lieb gewonnenen Standardprozessen.
Fazit

Diese 7 Säulen des Agile Marketing zeigen sehr deutlich, wie agil das „neue“ Marketing wirklich sein muss. Agile Marketing ist kein Trend, sondern vielmehr eine umfassende Transformation. Es ist eine Möglichkeit für Unternehmen, in einer sich ständig ändernden digitalen Welt den höchst möglichen Erfolg im Marketing zu erreichen.